Der Preis für die längste Anreise zu einem Freeride World Tour Stopp ging letzten Winter Jahr an Sam Smoothy, Jérémie Heitz und Wille Lindberg. Mit dem Auto von Vancouver nach Haines – diesen Trip wird das Trio sicher nie wieder vergessen. Freeride Pro Sam Smoothy erzählt uns von seinen Eindrücken auf der langen Fahrt.
Tag eins
Leuchtend grünes Moos bedeckt die Natur neben der Straße, die sich nach Norden erstreckt. Wir haben Vancouver verlassen und dringen über den Sea to Sky Highway in die Berge von British Columbia vor. Die Landschaft gleicht einem außer Kontrolle geratenen Garten Eden. Das Leben wuchert wild an der Küste von B.C., dieser gnadenlosen Drehtür zwischen Wachstum und Verfall. Knorrige Wurzeln gieren wie Krallen dem Erdkern entgegen, um dem Wald in dem regendurchtränkten Boden bei wütenden Stürmen einen Anker zu bieten.

Wir erreichen das Zentrum von Whistler. Unter dem Sessellift fließt ein Schmelzfluss vom Ausmaß des Nildeltas und auf den Bürgersteigen drehen hordenweise Mountainbiker ihre Runden. Mir ist sofort klar, dass wir hier keinen Powder finden werden. Ich bin nicht allein mit diesem Gefühl. Jérémie schreit: „Qu’est ce-que fan!!!“ Das ist unsere neu entwickelte Sprache: Swench, eine enthusiastische Mischung aus Schwedisch, Französisch und Englisch. Jérémie ignoriert alle Schilder, die eine Herberge versprechen, dreht The Doors lauter und steuert unseren Konvoi direkt weiter gen Norden. Die Ironie von Jim Morrisons düsteren Texten entgeht uns nicht: „Riders“ sind auch wir, aber der einzige „Storm“ hier im Auto sind unsere eigenen Geräusche – ausschweifende Gespräche über das Ausbleiben von Tiefdruckgebieten und dem wertvollen Rohstoff, den sie mit sich bringen: Schnee.
Unser lustiger Haufen aus Freeskiern, Fotografen und Kameraleuten befindet sich in einer Flying-V-Formation von schwarzen Audi Q5. Diese perfekten Beispiele deutscher Ingenieurskunst haben wir bis zum Rand mit Ski-Equipment vollgepackt. Sie sind für die nächsten drei Wochen unser Zuhause.